Donnerstag, 21. Januar 2016

Operation Zucker - Jagdgesellschaft

WAS NIEMAND ZU GLAUBEN WAGT,
ist Alltag in deutschen Amtsstuben
(nichts für zart besaitete Seelen!!)
WAS KINDERSCHÄNDER ANRICHTEN
Der Film „Operation Zucker, Jagdgesellschaft“ blickt auf die schlimmsten Verbrechen an Kindern, die man sich vorstellen kann. Er beruht auf Recherchen zu organisiertem Sadismus, der nicht erfunden ist.
Dieser Film beginnt mit Bildern wie aus einem Albtraum. Ein Junge wird im Wald aus dem Auto geworfen, halb bewusstlos erbricht er sich, schafft es, sich aufzurichten, versucht davonzurennen. Am Seil, das um seinen Knöchel gebunden ist, wird er wieder eingefangen. Es ist ein sadistisches Spiel. Der Jäger lässt sein Opfer kurz im Glauben, es könne entkommen, dann weidet er sich an seiner Todesangst.
„Operation Zucker. Jagdgesellschaft“ zeigt den Täter in diesem Moment nicht, nur den an Leib und Leben bedrohten Jungen. Der Kamerablick ist der Blick des Täters. Von Beginn an lässt der Film keine Chance zur Distanzierung. Ausschalten wäre die einzige Option. Sie entspräche dem, was in Deutschland in Bezug auf Kinderhandel und Kinderprostitution geschieht: dem strukturellen Wegschauen.
Genau wie der Vorgängerfilm „Operation Zucker“, der Ende 2012 zu sehen war, geht „Jagdgesellschaft“ an die Nieren.
Alles, was hier dargestellt wird, beruht auf sorgfältigen Recherchen!
Es sind keine fiktiven Fälle und Hintergründe, welche die Produzentin Gabriela Sperl zunächst mit Rolf Basedow und Philip Koch, nun mit den Autoren Friedrich Ani und Ina Jung zu einem Dossier der Schande zusammengetragen hat.
Kinderhandel ist ein lukrativer Wirtschaftszweig, wie Waffen- und Drogenhandel. Deutschland ist einer der besten „Absatzmärkte“. Besonders schwierig zu verfolgen und nachzuweisen sind die abscheulichen Verbrechen, die Erwachsene an den Wehrlosen begehen.
Das liegt an der Traumatisierung und Konditionierung der Opfer oder ihrer völligen Hilflosigkeit und an der Vernetzung und am geheimgesellschaftlich organisierten Zusammenschluss der „Täter“.
Bis in höchste Kreise weisen die Spuren, die Täter sind Juristen und Politiker, vielleicht Minister, Arbeitgeber, Ärzte und sonstige Honoratioren. Mehr als die Hälfte von ihnen ist, so sagen Statistiken, nicht pädophil. Es geht um Macht und Kontrolle, um die Erniedrigung eines Mädchens oder Jungen zur Ware.
DIE „WARE“ WIRD ZUR SCHAU GESTELLT
In diesem Zusammenhang zeigt der Film seine bedrückendsten Bilder. Im ersten Film war es eine Auktion von rumänischen Kindern, bei der die „Ware“ sich auf einer Bühne halbnackt zur Schau stellen musste, während die Zwischenhändler Gebote und Zoten über die „Qualität“ von sich gaben und eine „Moderatorin“ zynisch den künstlerischen Wert der Darbietung lobte. Nun sieht man, wie die Frau des brandenburgischen Bauunternehmers Kai Voss (Sebastian Hülk), Helen Voss (Jördis Triebel), die zehnjährige Lucy herrichtet, bevor sie in den Kofferraum des Geländewagens von Voss krabbelt, um von ihm zum Sex mit einem Mann ausgeliefert zu werden.
„Lebendpizza“ heißt diese Art der Bereitstellung der „Ware“ im Jargon. Mehrfach sieht man, wie die Mädchen, auch die vierzehnjährige Vanessa, zur freien Verfügung abgegeben und im „gebrauchten“ und „beschädigten“ Zustand wieder abgeholt werden. Mädchen werden wie eine Hülle über die Schulter geworfen, Mädchen werden bei eiskalten Temperaturen, mit „Büßerhemden“ bekleidet, im Schweinestall angekettet, später dürfen sie der Jagdgesellschaft beim opulenten Schmaus zusehen, bevor sie in der Dunkelheit losgejagt werden und abgeknallt wie Vieh. Es ist so gut wie unmöglich, sich die anderen Taten nicht vorzustellen, nicht aus den Kindergesichtern auf die „Vorlieben“ der Sadisten zu schließen. Insofern erspart der Film, von Sherry Hormann inszeniert, Zuschauern nichts, obwohl er nicht alles zeigt.
Auch in anderer Hinsicht geht „Operation Zucker, Jagdgesellschaft“ wohlüberlegt mit den Mitteln des Fernsehens um. Fakten und Hintergrundinformation werden nicht langatmig vorgetragen, sondern von den beiden Polizisten herausgezischt, die den Kinderschänderring, um den es hier vorrangig geht, zerschlagen wollen und dabei, behindert von allen Seiten, scheitern. [...]
„Man wünscht sich, es müsse solche Filme nicht geben“, hieß es an dieser Stelle zu „Operation Zucker“. Zu ergänzen ist: Zum Glück gibt es solche Filme, die entlarven, aufklären und Zusammenhänge stiften. Auch wenn sie zunächst „nur“ die Ohnmacht zeigen, (die es bei veränderter Gesetzgebung und Anwendung in der Praxis so nicht geben müsste).
Hier die Links zu den Filmen:
Fernsehfilm „Operation Zucker“: Was Kinderschänder anrichten.
Der Film „Operation Zucker -  Jagdgesellschaft“ blickt auf die schlimmsten Verbrechen an Kindern, die man sich vorstellen kann. 
Er beruht auf Recherchen zu organisiertem Sadismus, der nicht erfunden ist!

Nachtrag:
Sandra Maischberger diskutiert mit ihren Gästen ein schwieriges Thema. Heraus kommt eine Diskussion, die fesselt – und deren Ergebnisse einen umso fassungsloser zurücklassen.
Sexueller Missbrauch von Kindern, und zwar organisiert, mitten aus der deutschen Gesellschaft heraus, mehr noch, aus der vermeintlich gutbürgerlichen. Es ist ein Tabuthema, über das kaum berichtet und noch weniger gesprochen wird.
Wie das angehen kann und wie schlimm die Realität wirklich ist, will Sandra Maischberger mit ihren Gästen diskutieren. Grundlage der Diskussion ist der Film „Operation Zucker. Jagdgesellschaft“, der vor der Sendung in der ARD ausgestrahlt wurde – und schockiert.
Der Nachfolger von „Operation Zucker“ zeigt eine Organisation, die ihren Mitgliedern Kinder zum systematischen Missbrauch zur Verfügung stellt. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten.
Wer sind die Gäste?
Julia von Weiler, Psychologin bei „Innocence in Danger e.V.“: Sie hat über Jahre hartnäckig über den organisierten Missbrauch von Kindern recherchiert.
Von Weiler erzählt von der Kaltschnäuzigkeit der Täter, die sich im Internet frei bewegten. Sie nennt sie, und da ist sie in der Sendung nicht alleine, „sadistische Arschlöcher“.
Die Psychologin gibt hilfreiche Hintergrundinformationen.
Zum Beispiel, dass Missbrauch in allen sozialen Schichten zu beobachten sei. Sie schildert Foltermethoden, Täter in Machtpositionen, in „hochgradig organisierten Kreisen“, spricht von Kindern, die zum Missbrauch „herangezogen, abgerichtet werden. Die Täter führen meist eine intakte Beziehung, sind nicht arbeitslos, nicht vorbestraft, haben einen akademischen Hintergrund.“
Sie rät Betroffenen über Hilfetelefone Missbrauch zu melden und dann mit Profis das weitere Vorgehen zu beraten. Sie selbst habe durch die Beschäftigung mit dem Thema ihre paradiesische Naivität verloren, erzählt von Weiler.
Manfred Paulus, Ex-Kriminalhauptkommissar: Ein Polizist im Ruhestand. Er schrieb mehrere Bücher über Kindesmissbrauch und Pädophilie. Auch er sagt: Akademiker sind unter den Tätern nicht unterrepräsentiert.
Paulus spricht über die Ermittlerarbeit. Dass Mütter aus ärmlichen Verhältnissen mit Aussicht auf viel Geld ihre Töchter und Söhne hergeben würden. Dass sich diese Kreise abschotten würden, verschworene Gemeinschaften seien.
Dass Pädophile in jungen Jahren entdecken würden, dass sie anders sind und dass das nicht geduldet werde.
Dass ihr Schutz gesellschaftliche Achtung sei. „Niemand schaut auf den, der in der Kirche in der ersten Reihe sitzt“, sagt er. „Sie machen meist steile Karrieren.“
Er erzählt auch, dass oft von Eltern misshandelter Kinder vertuscht werde, nach dem Motto: „Wie stehen wir denn da im Dorf.“ Und er fordert eine „Anzeigepflicht“ durch Schutzpersonen bei Verdachtsmomenten, zum Beispiel durch Kinderärzte oder Lehrer. Diese ist in Deutschland gesetzlich nicht vorgeschrieben.
Johannes-Wilhelm Rörig, Beauftragter der Bundesregierung: Auch er spricht offen und schonungslos. Kein Diplomaten-Deutsch, sondern harte Fakten.
Rörig ist unerwartet emotional. „Die Realität ist noch viel schlimmer als im Film dargestellt“ sagt er.
Kinder würden bereits nach der Geburt „von solchen Kreisen gekauft“.
Hinterher bleibe ihnen meist keine Chance, „über das zu sprechen, was sie erlebt haben“.
Es brauche Aussteigerprogramme, ergo, es mangelt an solchen. Doch was tue die Politik? Sie fordere Schutzkonzepte an allen 33.000 Schulen in Deutschland ein, erklärt er, und nennt erschreckende Zahlen: 12.000 Ermittlungs- und Strafverfahren habe es 2015 wegen sexueller Gewalt gegen Kinder gegeben.
Kinderarzt gesteht Missbrauch
Augsburger Mediziner gibt in Prozess zu, sich an 21 Jungen vergangen haben.
Rörig vermutet eine Dunkelziffer von 100.000 Sexualstraftaten jährlich und, dass in jeder Schulklasse ein, zwei Kinder seien, die sexuelle Übergriffe erlebt hätten.
„Sexueller Missbrauch ist ein Grundrisiko von Kindern in Deutschland.“
Gisela Friedrichsen, Gerichtsreporterin: „In fast jedem deutschen Gericht wird sexueller Missbrauch verhandelt“, schildert sie, „aber das sind nicht diese organisierten Kreise“.
Friedrichsen geht in der Diskussion etwas unter. Und dennoch liefert sie eine wichtige Erkenntnis: Fälle von organisiertem Kindesmissbrauch kommen quasi nie bis vor die Justiz.
Andreas Huckele, Missbrauchsopfer und Autor: „Diese sadistischen Arschlöcher“, sagt er. Ihm als Betroffenem ist der Frust anzumerken.
Es schwingt eine Mischung aus Verbitterung, Trotz und Kampfeswille mit. „Ich will leben“, sagt er, „und nicht daran abkratzen.“
Es bleibt emotional. Verständlich. „Diese Kinder stehen an der Dreifaltigkeit des Horrors“, meint er über Missbrauchsopfer und lässt tief in sein Seelenleben blicken.
Er schildert, wie er einst an der Odenwaldschule, einer ehemals als fortschrittlich geltenden Schule, vom Schulleiter misshandelt wurde, dieser wegen Verjährung nie belangt wurde und zeitweise sogar in den Schuldienst zurückkehrte.
Huckele: „Die Eliten haben ihn geschützt.“
Welches ist das Rede-Duell des Abends?
Es gibt keines, das polarisiert.
Die Beteiligten informieren sich vielmehr gegenseitig – und sind vereint in ihrer Fassungslosigkeit.
Was ist der Moment des Abends?
Huckele erzählt Details. Maischberger will von ihm wissen, wie man sich den Missbrauch vorzustellen habe. „Der Schulleiter hängt einem am Penis und man wird wach davon,“ sagt er trocken.
Die Runde reagiert angewidert.
Huckele: „Jetzt ist ein guter Moment zum Kotzen.“
Wie hat sich Maischberger geschlagen?
Sehr gut. Sie schafft diesen Spagat zwischen menschlich einfühlsam und professionell nachfragend. Auch sie spricht direkt, nennt die Täter „kranke Arschlöcher.“ Sie ist ungemein bei der Sache, bestätigt, was sie am Anfang der Sendung sagt: „Mir geht das sehr nahe.“
Was ist das Ergebnis?
In der Diskussion wird klar: Es gibt in Deutschland organisierten Kindesmissbrauch, und dieser ist deutlich weiter verbreitet, als man denkt. Diese organisierten Kreise missbrauchen Kinder systematisch.
Den Fachleuten zufolge haben die Täter aus diesen Kreisen meist einen hohen Bildungsgrad und großes gesellschaftliches Ansehen.
So werden sie beinahe unsichtbar.
Was am bedenklichsten ist: Justiz und Behörden können diese Kreise anscheinend nicht ausheben, sondern unterstützen oder dulden diese im schlimmsten Fall.

Quelle: David Surmann

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