Samstag, 23. Mai 2015

Justiz: Brutale Fürsorge

JUSTIZBrutale Fürsorge

Ein Justizskandal der siebziger Jahre: Wie in Schleswig-Holstein Jugendliche in staatlichen Heimen zur Zwangsarbeit herangezogen wurden VON 
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Das Gebäude am Glückstädter Jungfernstieg war historisch vorbelastet. Im 19. Jahrhundert hatte der Bau als Zuchthaus gedient, später wurde er als »Korrektionsanstalt«, von 1925 an als »Landesarbeitsanstalt« bezeichnet. Von 1933 an beherbergte das alte Gemäuer ein Arbeitslager für Häftlinge aus Schleswig-Holstein und Hamburg. Von Kriegsende bis 1949 war das Bauwerk dem Strafvollzug entzogen und diente als Lazarett, ehe es zum Landesfürsorgeheim wurde, in dem jugendliche Straftäter, Entmündigte und Sprösslinge überforderter Eltern unterkamen. 1980 wurde die Hauszeile abgerissen.
Das Landesfürsorgeheim in Glückstadt wurde am 31. Dezember 1974 geschlossen, als letzte Einrichtung dieser Art in der Bundesrepublik. Was sich hinter den Mauern abspielte, davon berichten nun ehemalige Insassen. Der Markthändler Otto Behnck und der Drehorgelverleiher Frank Leesemann haben sich ans Sozialministerium in Kiel gewandt. Ihren Schilderungen zufolge schloss die staatliche »Fürsorge« in Glückstadt in vielerlei Hinsicht bruchlos an die Praktiken in Nazideutschland an: Zwangsarbeit, regellose Gewalt, sogar die Anstaltskleidung der dreißiger Jahre soll weiter verwendet worden sein.
Otto Behnck stammt aus Bargteheide, einer nordöstlich von Hamburg gelegenen Kleinstadt. 1970, als 18-Jähriger, überwarf er sich mit seinen Eltern; er ließ sich die Haare lang wachsen und wollte in eine Wohngemeinschaft ziehen. Das zuständige Amtsgericht ordnete auf elterliches Drängen Fürsorgeerziehung an, obwohl Behnck nicht straffällig geworden war. Drei Monate lang, von Oktober 1970 bis Januar 1971, musste er in Glückstadt von morgens bis abends auf dem Dachboden Netze für die Heringsfischerei knoten. Statt einer Bezahlung bekam er ein paar Zigaretten, im Jargon der Insassen »Aktive« genannt.
Andere Jugendhäftlinge verrichteten ihren Arbeitsdienst in einer hauseigenen Schlosserei. Auch die Kommune wusste die unbezahlten Arbeitskräfte zu schätzen, die sie im Freibad, auf dem Friedhof, in Parkanlagen und auf dem Sportplatz einsetzte. Bei örtlichen Unternehmen und in der Landwirtschaft fanden die jugendlichen Zwangsarbeiter ebenfalls Verwendung.
Seinem Mithäftling Frank Leesemann, den Behnck in Glückstadt kennenlernte, war ein gestohlenes Mofa zum Verhängnis geworden. Von 1969 an verbrachte er über zwei Jahre in dem »Fürsorgeheim«. Leesemann war der Ausbrecherkönig von Glückstadt, von 25 Fluchtversuchen glückten ihm 16, doch jedes Mal, so berichtet er, sei er nach kurzer Zeit wieder aufgegriffen und zur Strafe in eine Isolationszelle im Keller gesperrt worden, die »Box«, wie sie unter den Zöglingen genannt wurde.
Die Box hat auch Rolf Breitfeld aus Berlin, Jahrgang 1948, kennengelernt. Er erinnert sich an ein kahles Verlies, darin eine Matratze mit Reichsadler und Hakenkreuz. Auch die Kleidung der Einzelhäftlinge stammte aus der Nazizeit. Bei seiner Entlassung schmuggelte Frank Leesemann ein Fischerhemd mit nach draußen, das noch den aufgestickten Schriftzug »Außenkommando Glückstadt« trug. Auch die Karteikarte mit der Nummer Z 1571 ist noch in seinem Besitz. Das ursprüngliche Wort »Arbeitserziehungsanstalt« war darauf durchgestrichen und durch den Begriff »Landesfürsorgeheim« ersetzt worden. Als Grund seiner Inhaftierung wurde dort vermerkt: »asozial, kriminell – kann sich der Gesellschaft nicht anpassen«.
Und immer wieder gab es Übergriffe des Personals. »Gewalt gehörte zum Alltag in Glückstadt«, sagt der heute 54-jährige Walter Nikoleth, der als Frührentner am Bodensee lebt. Nikoleth war von zu Hause abgehauen, kam schon früh mit dem Gesetz in Konflikt und wurde als 17-Jähriger in Bielefeld aufgegriffen, weil er sich mit zwei Mädchen herumtrieb, die polizeilich gesucht wurden, ehe er 1970 nach Glückstadt kam.
Vom 7. auf den 8. Mai 1969 gab es einen spontanen Aufstand im Heim, das zeitweise 160 Jugendliche beherbergte. Bettlaken und Matratzen wurden in Brand gesteckt, doch die Revolte wurde niedergeschlagen. Anschließend wuchs die Kritik am Sozialministerium in Kiel. Mit Umbaumaßnahmen und einer pädagogischen Schulung des Personals reagierte der damalige Sozialminister Otto Eisenmann (FDP). »Nur Kosmetik« sei das gewesen, sagt Otto Behnck. Am Erziehungsstil habe sich nichts geändert. »Die wollten unseren Willen mit allen Mitteln brechen.« Nach wie vor gab es Misshandlungen, sexueller Missbrauch sei vorgekommen. Behncks Eltern besuchten ihren Sohn 1970 zu Weihnachten und erwirkten, bestürzt über seine Berichte, per Gerichtsbeschluss seine Entlassung.
Inzwischen hat Otto Behnck sich juristischen Beistand gesucht, um eine Entschuldigung für das erlittene Unrecht und eine wenigstens symbolische Entschädigung zu erkämpfen. Es gibt inzwischen auch einen Verein ehemaliger Insassen von Fürsorgeheimen; frühere Heimkinder haben dem Petitionsausschuss des Bundestages von ihren Schicksalen berichtet. Die Grünen setzen sich für die Einrichtung einer Bundesstiftung ein; viele Mitstreiter haben sie bislang nicht.
In Kiel lädt Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), die über die Folge der westdeutschen Heimerziehung promoviert hat, im Januar zu einem runden Tisch in Sachen Glückstadt ein. Viel Hoffnung auf eine Entschädigung, sagt sie, könne sie den früheren Insassen aber nicht machen.
Wie kommt es, dass die Opfer der Fürsorgeerziehung erst jetzt ihre Stimmen erheben? Manfred Kappeler, eremitierter Professor für Sozialpädagogik und vormals Leiter der sozialpädagogischen Fakultät der Berliner TU, spricht von langjähriger, wenn nicht gar lebenslanger Traumatisierung und Stigmatisierung der Opfer. Bisweilen brauche es einen äußeren Anstoß; so seien in Irland infolge eines preisgekrönten Films die skandalösen Zustände in den katholischen Schwesternheimen des Landes zum Thema geworden.

Das Ausmaß des Unrechts in Deutschland ist Kappeler zufolge gewaltig: »Hier sind Jugendliche in Heimeinrichtungen zu Sklavenarbeit ausgenutzt worden«, sagt er – bis Anfang der siebziger Jahre seien es »schätzungsweise 800000« gewesen. (sic!)
Quelle: http://www.zeit.de/2007/45/LS-Jugendheim

Archiv: Öffentliche Fälle


Pflegefamilie - Schläge und kalte Duschen als Strafe:
Ein Ehepaar aus dem Raum Fürstenfeldbruck hat seine Pflegekinder jahrelang misshandelt. Jetzt mussten sie sich vor Gericht verantworten.
http://www.augsburger-allgemeine.de/aichach/Pflegekinder-jahrelang-misshandelt-Schlaege-und-kalte-Duschen-als-Strafe-id29654371.html


Chef des Kinderheims „Spatzennest“ im pfälzischen Ramsen:
Er leitete ein Kinderheim und verging sich an Schützlingen. Wegen des Missbrauchs von sechs Mädchen muss der frühere Chef des Kinderheims „Spatzennest“ im pfälzischen Ramsen für mehrere Jahre hinter Gitter. 
http://m.focus.de/panorama/welt/prozesse-missbrauch-haft-fuer-ex-leiter-von-kinderheim_aid_684366.html


Pflegemutter misshandelte ihre Pflegesöhne:
"... begann die 49-jährige 2014 aber, ihre Pflegesöhne zu misshandeln - schlug sie, trat sie, stopfte ihnen dreckige Wäsche in den Mund. Am Montag wurde die Frau verurteilt."
http://www.derwesten.de/staedte/schwerte/richter-schwerter-pflegemutter-hat-jungen-gequaelt-id10614436.html


Leiter des Kinderheimes "Spatzennest" verging sich an Schützlingen:
Er leitete ein Kinderheim und verging sich an Schützlingen: Wegen des Missbrauchs von sechs Mädchen muss der frühere Chef des Kinderheims „Spatzennest“ im pfälzischen Ramsen für mehrere Jahre hinter Gitter.
 http://m.focus.de/panorama/welt/prozesse-missbrauch-haft-fuer-ex-leiter-von-kinderheim_aid_684366.html



Beschuldigte galt einst als Vorzeige-Pflegemutter: 
"Unglaublich, haarsträubend, unfassbar!'' Mit Entsetzen über Ausmaß und Dauer der schweren Misshandlungen von drei Geschwistern in einer Pflegefamilie bei Staufen hat am Mittwoch die Öffentlichkeit am Oberrhein reagiert.
Vor Gericht wurde sie von einer Psychologin, die als Gutachterin gehört worden war, sogar als Vorzeige-Pflegemutter dargestellt und mit höchstem Lob versehen. "
www.leonberger-kreiszeitung.de%2Fcgi-bin%2Fdirectcontent%2Fnachrichten%2Fhaupt%2Fdc1%2Fhtml%2Fnews-leo%2F20020321lana0002.shtml&h=xAQEeN-nm&s=1


Eltern quälten Pflegekinder:
"...die Frau und ihr Ehemann quälten ihre Pflegekinder Jahre lang mit grausamen Erziehungsmethoden, und das Jugendamt hat nichts gemerkt. Immer wieder schlugen der Mann (39) und seine Gattin (41) auf die Kinder ein. Sie verprügelten die beiden Buben mit Kochlöffel, Holzpracker und nassen Handtüchern. Auch Scheitelknien gehörte zu den Erziehungsmaßnahmen. Die Mutter soll den Kindern (fünf und neun) sogar vorgezeigt haben, wie sie zu knien haben, wie sie die Hände nach oben strecken müssen, und, und. Gestern wurde den Eltern in Klagenfurt der Prozess gemacht. "Es war schwierig. Ich war überfordert", weinte die Pflegemutter. Sie soll bei den Misshandlungen noch brutaler vorgegangen sein als ihr Mann. 
Bereits 1996 war die Frau zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie ein Mädchen mit einer Rute blutig geschlagen hat, das bei ihr in Pflege war. ..... Erst als sich die Kinder Lehrern anvertraut haben, flog der Pflege-Skandal auf. ...."Die Kinder sind völlig verängstigt und gestört."
http://druck.kleinezeitung.at/kaernten/ARTIKEL?whichone=1188286


SOS Kinderdorf:
Ab ca.16. Minute liest die Mutter das Schriftstück mit den Einzelheiten des Mißbrauchs vor. Als ihre Stimme versagt übernimmt ein anderer: http://youtu.be/h-4Kpc4j4xQ


Der Tod eines 16-jährigen Mädchens in einem Heim der Haasenburg GmbH wirft Fragen auf. Wurde die Leiche vor dem Eintreffen der Polizei verändert?
-- "Die Mutter sagt, ihre Tochter hätte ihr anvertraut, dass ein Erzieher des Heims Lena dazu brachte, sich so fotografieren zu lassen. Auch der Spiegel hatte vermeldet, dass Lena kurz vor ihrem Tod Strafanzeige gegen einen Erzieher gestellt hatte: wegen sexuellen Missbrauchs. ...." 
Quelle:
http://www.taz.de/%21129138/


Hat Bad Essener Heimkinder jahrelang missbraucht?
Ihm wird vorgeworfen, als Heimleiter einer Jugendhilfeeinrichtung in Bad Essen über Jahre hinweg ein Kind sowie einen Jugendlichen missbraucht zu haben. Insgesamt 68 Tatvorwürfe umfasst die Anklageschrift gegen den Mann."
http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/485219/hat-bad-essener-heimkinder-jahrelang-missbraucht


Missbrauch im Kinderheim - Erzieher schweigt: http://www.welt.de/welt_print/article2310665/Missbrauch-im-Kinderheim-Erzieher-schweigt.html


Sexueller Missbrauch - Ehemaliger Kinderheim-Betreuer verurteilt: http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund/Sexueller-Missbrauch-Ehemaliger-Kinderheim-Betreuer-verurteilt;art930,389603


Missbrauchs-Opfer enthüllen grausame Details: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/jersey-missbrauchs-opfer-enthuellen-grausame-details/1176686.html



Berliner Kinderheim Erzieher missbraucht Minderjährige:
 http://www.morgenpost.de/berlin/article833762/Erzieher_missbraucht_Minderjaehrige.html


Missbrauch in Marzahner Kinderheim Arbeiterwohlfahrt nach Sex-Skandal in Erklärungsnot: http://www.morgenpost.de/berlin/article834084/Arbeiterwohlfahrt_nach_Sex_Skandal_in_Erklaerungsnot.html


Leiter des Kinder- und Jugendheims Sperlingshof in Remchingen verurteilt:
Ehemaliger Leiter des Kinder- und Jugendheims Sperlingshof in Remchingen wegen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen und Schutzbefohlenen zu Gesamtfreiheitsstrafe in Höhe von 1 Jahr und 8 Monaten mit Strafaussetzung zur Bewährung verurteilt.
http://www.justiz.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1210233/index.html?ROOT=1160451


In einer betreuten Wohngruppe in Darmstadt sind offenbar Kinder sexuell missbraucht worden: 
Eines der Opfer soll sieben Jahre alt sein. Der mutmaßliche Täter ist ebenfalls noch ein Kind.
http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36098&key=standard_document_52030657

Missbrauch in Jugenhilfe-Einrichtungen. Jugendamt wusste jahrelang bescheid:
Laut Anklage musste das Opfer mit nacktem Oberkörper im Kraftraum üben - anschließend habe K. bei ihm wiederkehrend "die Brüste vermessen".
hhttp://www.lz.de/owl/7831197_Missbrauch_in_Jugendhilfe-Einrichtungen.html 


Unbarmherzige Schwestern: So quälen Nonnen im Kinderheim St. Rafael:
http://www.xlarge.at/?p=2373#


Psychoterror und Gewalt in Kinderheimen:
Die Kinder mussten Stockschläge, sexuellen Missbrauch und Zwangsarbeit erleiden, und etliche durften nicht zur Schule: Die Missstände in kirchlichen Kinderheimen in den 50er und 60er Jahren will die Diakonie in Niedersachsen in einer Dokumentation aufarbeiten.
http://www.fr-online.de/panorama/diakonie-psychoterror-und-gewalt-in-kinderheimen,1472782,3377132.html

300.000 Kinder in Spanien
https://www.youtube.com/watch?v=k_SV0JnoEcg



„Bestrafung“ im Kindergarten

In einem Diakonie-Kindergarten in der Donaustadt sind Kinder zur Strafe offenbar mit Klebeband an Sesseln fixiert worden und haben vom Boden essen müssen. Die Vorfälle ereigneten sich 2014, nun wurden Konsequenzen gezogen.

Die Betreuerinnen sollen Kinder etwa zur „Bestrafung“ in ein Abstellkammer gesperrt haben. Eines wurde laut einem „Heute“-Bericht sogar mit Klebeband an einem Sessel fixiert. Eltern erstatteten Anzeige und brachten damit den Fall ins Rollen.

Kindergarten der Diakonie in der Donaustadt

ORF

Der betroffene Kindergarten in der Donaustadt

Damalige Betreuerinnen suspendiert

Einige der Kinder leiden noch immer unter den Disziplinierungsmaßnahmen, heißt es von betroffenen Eltern. Die mittlerweile entlassenen Kindergärtnerinnen betreuten Kinder im Alter von eineinhalb bis dreieinhalb Jahren.

In dem Kindergarten der Diakonie gibt es eine neue Leitung, Schulungen wurden für alle Pädagoginnen der Diakonie vorgeschrieben. „Wir haben dort jetzt auch für eine zusätzliche Stelle gesorgt. Wir schauen auf Weiterbildung, auf Supervision, auf Intervision im Team“, so Roberta Rastl-Kircher von der Diakonie Österreich gegenüber „Wien heute“.

Strafrechtlich keine Konsequenzen

Erstellt wurde das Programm vom Kinderschutzzentrum „Die Möwe“. „Wir fordern, dass in allen Ausbildungen für Personen, die mit Kindern arbeiten, verpflichtend auch Kinderschutz und Kinderrechte so vermittelt werden, dass eine Haltung entsteht“, so Hedwig Wölfl vom Kinderschutzzentrum „Die Möwe“. Außerdem fordert Wölfl, „dass mit Kindern feinfühlig und achtsam umgegangen wird, auch wenn es manchmal schwierig und herausfordernd ist.“

Sendungshinweis:

„Wien heute“, 2.12.2015

Strafrechtlich wird es keine Konsequenzen geben, die Ermittlungen gegen die betroffenen Pädagoginnen wurden eingestellt. Die Eltern ärgern sich darüber, dass die Kindergärtnerinnen trotz des Fehlverhaltens ihren Beruf an anderen Stellen weiter ausüben dürfen.

Link: http://wien.orf.at/news/stories/2745392/